Dienstag, 14. September 2010

Korsisches Grün





Weite Teile der Nordspitze unsere Insel sind mit Macchia überzogen, die von Weitem ein wenig öde wirkt, aus der Nähe betrachtet aber ein überraschend variantenreiches Gemisch aus den unterschiedlichsten Büschen und Bäumen aufweist. Schon die flache Vorform der Macchia, die Garrigue mit ihren nicht mehr als hüfthohen Kräutern, besitzt eine abwechslungsreiche Palette an Grüntönen, die sich aber von der eigentlichen Macchia, dem Maquis, wie die Franzosen sagen, durch die Höhe der dort wachsenden Bäume unterscheidet.

Wir können uns auf den kurvenreichen Fahrten über Land nicht satt sehen an dem silbernen Grün der Oliven, die hier manchmal dicht wie Hecken die Straßen säumen. Es wechselt sich mit den unterschiedlichsten Grüntönen der Kastanien, Eichen, Heide- und Wachholdersträucher ab, die hier offenbar von vergleichsweise häufigen Regenfällen üppig gedeihen.

Spuren des Regens oder der Schneeschmelze finden wir bei unserer ersten längeren Wanderung hinauf auf einen etwa 600m hohen Grat der Bergkette, die das Cap Corse durchzieht. Die Wege sind oft stark ausgewaschen und machen das Gehen schwer.

Auch den Erdbeerbaum entdecken wir, wenn auch mit etwas Nachhilfe durch Wikipedia. Seine an eine chinesische Lychee erinnernden Früchte sind eßbar, die Corsen ernten die reifen und dann leuchtend roten Früchte und brennen einen Schnaps daraus oder streichen die Marmelade der Arbouse aufs Brot.

Viele Geschichten ranken sich um die Macchia. Alle möglichen Gegner der Staatsgewalt fanden dort immer wieder ihr Versteck. Die Einheimischen, denen wir begegnen, sehen allerdings nicht so aus, als ob sie in der Lage wären, sich für längere Zeit in die Macchia zu verziehen, bis eine Blutrache oder ein Steuerdelikt in Vergessenheit geraten ist. Aber wenn sie Wege und Pfade dort kennen, dann verschluckt sie das Dickicht in dem Augenblick, in dem sie sich einen einzigen Meter von der Straße entfernen.



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