Samstag, 17. September 2011

… und den freundlichen Gesundheitsblick

Dem Geheimrat Goethe hätten die schwarzbraunen Haselnußmädchen gefallen, die hier in den Bergen immer wieder einmal zwischen den altersmüden und lebenssatten Nachsaisontouristen (meine Generation) aufblitzen. Und wenn sich eine davon dann sogar niederläßt um, wie oben im Bild aus unserem Trenker-Buch, einem Großvater ein paar Minuten ihrer Zeit und ein Schwätzchen zu schenken, dann ist das Goethe-Glück vollkommen. Er hat dieses Glück ja nicht nur in seiner späten Liebe zu Ulrike von Levetzow – er 74, sie 19, von Martin Walser kürzlich wunderbar in einem Roman beschrieben – gesucht, er hat es schon früher in „Schwager Kronos“ mit einem eigenartigen Satz formuliert

Mir auch, Mädchen
Diesen schäumenden Trunk
Und den freundlichen Gesundheitsblick!
Ich habe damals den Gesundheitsblick vermutlich intuitiv richtig verstanden, als wir das Gedicht in der Schule besprachen und sehe ihn jetzt neu in dem Bild aus dem Trenker-Buch. Die Zuwendung der reschen Jugend zum Alter tut dem Alter gut. Vom Gesundheitsblick, das heißt ganz allgemein: vom Interesse, vom Wahrgenommen-Werden ausgeschlossen zu sein, kann keine Krankenkasse und keine Kur ersetzen.

1 Kommentar:

Peter Oberschelp hat gesagt…

... von Martin Walser kürzlich wunderbar in einem Roman beschrieben: einem anderen Dichterkollegen wollten die verschlungenen Minnen, wie er sagt, nicht recht gefallen. Er hatte dabei zunächst den literarischen Niederschlag in Form einer Elegie vor Augen, aber auch die Angelegenheit selbst hat ihn wohl weniger begeistert, als daß bei Walser der Fall war. Ulrike von Levetzow war, wenn ich mich nicht täusche, bedient für den Rest ihrer Tage.