Montag, 23. Juli 2012

Zehn Bibelworte für Muslime (X und Schluss)




Paraklet / Paraklyt

Der parakl--tos wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Johannes 14, 26

Am Ende möchte ich die Nähe zu meinen muslimischen Lesern, die mir bis hierhin gefolgt sind, dazu nutzen, in einem besonderen Konflikt zwischen Muslimen und Christen ein wenig Frieden zu stiften. Es geht um die Übersetzung des oben mit einem Bindestrich anstelle des viertletzten Buchstabens versehenen Wortes, das entweder parakletos oder paraklytos gelesen werden kann. Der zum Islam übergetretene Perser David Benjamin (1867 - 1940) hat sich dafür ausgesprochen, statt des im Christentum gebräuchlichen parakletos das um nur den einen Buchstaben verschiedene paraklytos zu lesen, welches sich mit der Gepriesene übersetzen lässt und somit einen frühen prophetischer Hinweis auf das Erscheinen des Propheten Mohammed bilden würde.

Ich lasse meine muslimischen Freunde gerne im Frieden ziehen, wenn Sie mir die Theorie vom paraklytos erzählen. Ihr Glaube lehrt sie die Zuversicht auf ihren Propheten hin. Friede sei mit ihm! Friede sei mit allen seinen Nachfolgern!
Können aber auch meine muslimischen Freunde mit meiner Vorstellung vom parakletos leben? Ich lade Sie dazu ein! Die Christen übersetzen das Wort entweder mit Tröster oder mit Beistand. Manche Ausleger sprechen von einer Art Rechtsanwalt, der den Menschen innerliche Hilfe gibt.
Ich lese im Moment ein neues Buch der amerikanischen Anthropologin Luhrmann von der renommierten Universität Stanford. Sie hat, ohne selbst eine Gläubige zu sein, mehrere Monate mit einer christlichen Gemeinschaft zusammengelebt, in der es üblich ist, sich in besonderer Weise auf die Rede Gottes, die jeder Gläubige dort zu hören bezeugt, zu konzentrieren. Sie hat davon berichtet, dass die Menschen ihr auf überzeugende Weise vorgelebt haben, dass ihr Alltag in der ständigen Begleitung einer unsichtbaren göttlichen Redequelle gelebt wird - mitten in einer modernen säkularen Gesellschaft. Das Reden Gottes (When God Talks Back heißt Luhrmanns Buch) ist laut ihren Forschungen förderlich für eine überraschende Lebenstüchtigkeit und Lebensqualität.
Frau Luhrmann erinnert daran, dass es zu allen Zeiten Menschen gegeben hat, die in einem engen Kontakt zur Welt Gottes gelebt haben und sich von dort täglich und stündlich Rat und Begleitung eingeholt haben. Das wären also die Menschen, die von einem Parakleten getröstet und beraten wären, von einer inneren Stimme Gottes.
Ist diese Vorstellung nicht auch den Muslimen geläufig? Muss uns von daher parakletos und paraklytos trennen? Ich meine: Nein. 

Und ich schließe mit einem dreifachen Friede! Friede den Muslimen, Friede den Christen - und Friede dem ältesten Volk des Buches, den Juden, die ich hier in dieser Serie nicht erwähnt habe, um meine Gedanken möglichst einfach zu halten, an die ich aber immer wieder gedacht habe. 
Möge Gott im Himmel uns alle in seine Barmherzigkeit einschließen.

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