Mittwoch, 4. September 2013

Eine namenlose Schönheit


Taşucu 

Die Klosteranlage, die abseits der Straße, welche hoch über einen Tauruspaß die Städten Karaman und Mut verbindet, ist so lange in Vergessenheit gewesen, dass man heute ihren Namen nicht mehr kennt. Die Römer haben sie gebaut, der byzantinische Kaiser Justinian (482 bis 565, der Erbauer der Hagia Sophia) hat sie möglicherweise restaurieren lassen, erwähnt wird ein Kloster mit Namen Apadnas in Isaurien, das mit kaiserlichen Mitteln erneuert wurde. Danach verlieren sich alle Spuren.

Erst der osmanische Reiseschriftsteller Evliya Çelebi (1611 – 1683) und der Franzose Léon de Laborde (1807 – 1869) haben die Klosteranlage durch ihre Beschreibungen wieder bekannt gemacht. Der Engländer Michale Gough hat nach 1952 eine archäologische Rekonstruktion begonnen, die derzeit mit großem Aufwand vom türkischen Staat fortgesetzt wird. Nach meinem Eindruck herrschte und herrscht große Sorgfalt beim baulichen Geschehen hier.
Die Anlage ist allein wegen ihrer Lage auf 1.200 m Höhe und ihren Ausblick auf die bis zu 2.500 m hohen Taurusberge und in die weiten fruchtbaren Täler, in denen die Quellflüsse des Kalykadnos / Göksu entspringen, eine Reise wert. Die dreischiffige Kuppelkirche ist in ihrer Grundstruktur erhalten, und was an Lücken bleibt, füllt der Himmel mit seinem Licht und die Phantasie mit der ursprünglichen Form. Es ist ja der Reiz vieler Ruinen und Torsos, dass unsere eigenen Ideen sie möglicherweise noch schöner machen, als sie es je waren. Ich denke an die Nike von Samothrake im Lovre! Keinen Kopf und keine Arme hat sie, aber wie der Wind durch die dünne Gaze über ihrem Oberkörper weht, vergisst keiner, der es je gesehen hat.

"Alaca Han“ hat die Bevölkerung das Gemäuer früher genannt, das bunte Haus (han). Daraus ist heute der offizielle Name geworden, „Alahan“. Das klingt nach „Gottes Haus“, und das ist dann auch ein angemessener Name.

 

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