Freitag, 18. Dezember 2015

Heidi



Anuk Steffen, 9, als Heidi und Bruno Ganz, 74, als Almöhi
Das schönste, was man über diesen Film sagen kann, ist, dass er auf so natürliche Weise natürlich ist. Nirgendwo ist von dem aus Katalogen bekannten Wohlgefühl die Rede, das der moderne Städter mit "Natur pur" bezeichnet. Nirgendwo wird Natur mit einer Ideologie verbunden – etwa: Natur ist Gesundheit, Natur ist Langsamkeit, Natur ist Zu-sich-selbst-finden usw. Natur wird nicht reflektiert, sie ist in diesem Film einfach nur da. Man findet sie in den erhabenen Bergansichten rings umher, im zerfurchten Gesicht des Almöhi (wunderbar gespielt von Bruno Ganz, nie wieder wird man sich den Almöhi anders vorstellen können als in dieser Verkörperung) und am Ende in den unschuldigen Gestalten der Kinder Heidi, Klara und Peter.

Montag, 14. Dezember 2015

Heinrich Heines Liebste und Ludwig Feuerbachs Gott


Im Kölner Dom hängt in einer Seitenkapelle ein Marienbild. Im Gesicht der schönen Gottesmutter hat Heinrich Heine auf einer Reise* nach Köln die Züge einer Geliebten wiedererkannt. Er hat ein Gedicht über dieses Bild gemacht:

Im Rhein, im heiligen Strome,
Da spiegelt sich in den Well'n
Mit seinem großen Dome
Das große, heilige Köln.

Im Dom, da steht ein Bildnis,
Auf goldenem Leder gemalt;
In meines Lebens Wildnis
Hat's freundlich hineingestrahlt.

Es schweben Blumen und Englein
Um unsre Liebe Frau;
Die Augen, die Lippen, die Wänglein,
Die gleichen der Liebsten genau.