Donnerstag, 26. Januar 2017

Stift, Tastatur oder Siri?


Von den folgenden drei Abschnitten habe ich probeweise je einen mit der Hand geschrieben, über eine Computertastatur eingetippt oder in mein Spracherkennungssystem "Siri" des iPhones diktiert. Ich habe kurz meine Meinung über alle drei Methoden dargelegt und frage jetzt: kann man aus den Texten erkennen, wer auf welche Weise entstanden ist?

Was das Schreiben mit der Hand betrifft, so ist dies der Vorgang, der das Nachdenken über den Text am meisten verlangsamt. Die Hand folgt dem Gedanken zögerlicher als bei den anderen beiden Methoden, oft langsamer als es einem vielleicht recht ist. Ich glaube,
dass dieses langsame, nachdenkende Schreiben den Menschen vor Augen steht, die den Urtext eines Buchs am liebsten mit schwerem Füllhalter entworfen sehen möchten. Der Schriftsteller Ernst Jünger hat empfohlen, man solle zur Übung die guten Texte berühmter Leute einfach einmal abschreiben, um die auf diese Weise verlangsamten Gedanken noch besser nachvollziehen zu können. Langsamkeit erscheint hier als eine Tugend. Der Nachteil ist aber – ich habe es heute selbst ausprobiert – dass man selten den Eindruck eines komplett fertig gestellten Satzes vor sich hat. Immer sind Worte durchgestrichen und mit kleinen Kritzeleien überschrieben, Worte sind eingefügt oder manchmal einfach unten auf den Rand geschrieben. Der Eindruck des fertigen Textes entsteht auf diese Weise nicht.

Mit der Tastatur zu schreiben kann für Leute wie mich, die nur mit den beiden Zeigefingern tippen können, leicht ermüdend sein. Und ermüdend heißt dann auch oft, dass man beim Tippen Fehler macht und etwa "Hasu" statt Haus und "Faru" statt Frau schreibt. Das hält ungemein auf. Den Cursor auf das falsche Wort zurückbringen, es korrigieren und dann den Cursor wieder ans Ende des Geschriebenen zu setzen, ist ein ärgerlicher Vorgang, auch wenn Fehler (im Gegensatz zum Schreiben mit der alten Schreibmaschine) ja eigentlich problemlos toleriert werden. Hier könnte man sich allerdings helfen und häufig gebrauchte Wörter als Bausteine speichern, damit man sie dann über ein Kürzel abrufen kann. Das hilft, besonders wenn die Wörter lang sind wie etwa in meinem Beruf das Wort "Eigentümerversammlung", für das ich das Kürzel "etv" habe (danach dann auf F3 drücken). Aber trotz aller Hilfen merke ich meist schon auf der zweiten DIN-A-4-Seite wie der Ärger über die vielen Korrekturschritte in mir aufsteigt und ich mich frage, wo mein iPhone ist und seine schöne Spracherkennung.

Mit der Spracherkennung - die übrigens auf verblüffende Weise oft bis zu 98% richtige Ergebnisse liefert - wird die lebendige Spannkraft eines gesprochenen Satzes unmittelbar zu Papier gebracht, oder sagen wir besser: auf eine lesbare Unterlage. Wenn es der Vorteil des handgeschriebenen Textes ist, dass man etwas länger über einzelne Passagen nachdenken muss, so kann es gerade sein Nachteil sein, dass die innere Linie eines Satzes, seine eingeborene und oft einfache Logik durch Unterbrechungen im Denken verloren geht. Ich ärgere mich über komplizierte wissenschaftliche Texte in Fachbüchern, wenn aus ihnen der Eindruck entsteht, dass sie nie je ein Mensch einem anderen vorgelesen hat. Sie würden dann ganz anders lauten. Ich bemühe mich auch bei beruflichen Texten um einen schön geraden Gedankenfluss, und nach meinem Eindruck ist der beste Weg dahin der Ursprung im gesprochenen Wort.


Nun - welcher Absatz ist wie entstanden?

1 Kommentar:

Christian Runkel hat gesagt…

Lösung:
Abschnitt 1 mit Spracherkennung
Abschnitt 2 mit der Hand
Abschnitt 3 mit der Tastatur